Der schwerhörige Mensch kommt nie aufgrund seiner Schwerhörigkeit in eine therapeutische Gruppe, da dies keine psychotherapeutisch relevante Krankheit ist.
Aber er kommt mit psychotherapeutisch relevanten Komorbiditäten, das heißt Folgekrankheiten, die sich aufgrund der Schwerhörigkeit entwickelt haben. Denn schwerhörige Menschen stehen in einem ständigen Spannungsfeld zwischen Anpassung und kommunikativer Überforderung. Einerseits möchte man nicht behindert erscheinen um keine Stigmatisierung zu erleben, andererseits entstehen gerade durch die sogenannte „Verstecktaktik“ viele Missverständnisse.
Deshalb ist es so wichtig, nicht nur auf die Versorgung mit einer geeigneten Hörtechnologie sowie Sprech- und Hörtraining zu achten, sondern auch auf die psychische und soziale Situation des schwerhörigen Menschen einzugehen.
Wir wissen, dies wurde in vielen Untersuchungen nachgewiesen, dass Schwerhörigkeit ein großes Risiko darstellt, psychisch zu erkranken, weil es sich hier in erster Linie um eine Kommunikationsbehinderung handelt und unser soziales Leben und damit unsere Psyche massiv beeinflusst.
Ein schlechtes Gehör kann also einen Einfluss auf unser Leben, unsere Beziehungen zu anderen Menschen und unsere Arbeit haben.
Die Einflussfaktoren für den Grad der Auswirkung einer Hörschädigung hängen ab
- von der Höhe des Hörverlustes,
- vom Zeitpunkt des Auftretens des Hörschadens,
- von einer möglichen Komorbidität wie weitere geistige oder/und körperliche Einschränkungen, oder bei später auftretender Schwerhörigkeit z.B. Gleichgewichtsausfall oder/und Tinnitus,
- psychische Erkrankungen,
- dem sozialen Umfeld,
- Persönlichkeitsfaktoren wie Intelligenz oder Temperament,
- erlernte Bewältigungsstrategie.
Denn nicht nur die Behinderung an sich hat Einfluss auf unsere subjektiv empfundenen Lebensqualität, es ist vor allem der Umgang des Betroffenen mit seiner Behinderung von großer Bedeutung.
Interessant ist, und das konnte auch wissenschaftlich bewiesen werden, dass gerade schwerhörige Menschen sich besonders schwer tun im Umgang mit ihrer Behinderung.
Was macht es so schwer, mit dieser Behinderung umzugehen? Lesen Sie mehr dazu im Beitrag: „Was ist eine akustisch barrierefreie Gruppe?“